Schaltbares Aerogel-Glas zu Hause: Raumteiler, Fensterbänke und Duschwände, die isolieren und dimmen

Schaltbares Aerogel-Glas zu Hause: Raumteiler, Fensterbänke und Duschwände, die isolieren und dimmen

Weniger Heizkosten, mehr Tageslicht, Privacy auf Knopfdruck – schaltbares Glas mit Aerogelkern verlässt die Labor- und Büroetage und hält Einzug in Wohnungen: als transluzenter Raumteiler, wärmedämmende Fensterbank oder spritzwassersichere Duschwand. Was heute noch selten ist, wird dank serienreifer Paneele und 24-V-Steuerungen zu einer realen Option für Sanierung und Neubau.

Warum jetzt? Drei Marktimpulse in einem Bauteil

Statt Vorhängen, Gips- oder Vollglaswänden kombiniert schaltbares Aerogel-Glas erstmals drei Funktionen, die in der Praxis selten zusammenkommen:

  • Energie: Silika-Aerogel senkt den U-Wert des Paneels (typ. 0,7–1,1 W m-2 K-1) und reduziert Heiz- bzw. Kühlverluste.
  • Privatsphäre: Eine PDLC-Schicht (Polymer Dispersed Liquid Crystal) schaltet binnen 0,2–0,8 s zwischen transparent und opal.
  • Akustik & Haptik: Der poröse Kern dämpft Mitten/Höhen (bis zu 3–5 dB), fühlt sich warm an und streut Licht blendfrei in den Raum.

Was ist schaltbares Aerogel-Glas?

Im Kern steckt ein hydrophobes Silika-Aerogel – ein ultraleichtes, hochporöses Material, das Luft einschließt und damit hervorragend dämmt. Beidseitig liegt Sicherheitsglas (VSG/ESG). Dazwischen kann optional eine PDLC-Schicht oder eine elektrochrome Schicht sitzen, die per 24 V (SELV) geschaltet wird. Ergebnis: transluzente Wärmeisolierung trifft auf variable Sichtschutz- und Lichtsteuerung.

Aufbauvarianten und Leistungsdaten

Variante Typ. Gesamtstärke U-Wert Lichttransmission Schaltzeit Besonderheit
PDLC + Aerogel 18–28 mm 0,7–1,1 W/m2K 55–72 % (klar), 3–8 % (opal) 0,2–0,8 s On/Off-Privacy, diffuse Lichtverteilung
Elektrochrom + Aerogel 20–30 mm 0,8–1,2 W/m2K 10–62 % stufenlos 10–60 s Stufenlos dimmbar, ideal für Südfassaden
Statisch transluzent (ohne Schicht) 14–24 mm 0,7–1,0 W/m2K 80–88 % Haze, 50–65 % Tvis Kostengünstig, maximal diffuses Licht

Hinweis: Werte sind herstellerspezifisch; Planung immer mit geprüften Datenblättern.

Innenarchitektur: Wo Aerogel-Glas zuhause glänzt

1. Wohnzimmer/Homeoffice – der Raumteiler, der Energie spart

Offene Grundrisse sind schön, aber akustisch und thermisch anspruchsvoll. Ein transluzenter Raumteiler aus Aerogel-Glas zoniert Schreibtisch und Sofa, ohne das Tageslicht abzuschneiden. PDLC sorgt bei Videocalls für sofortige Privatsphäre.

  • Wärme: Nachts oder im Winter wird der große Raum virtuell „verkleinert“ – weniger Volumen muss beheizt werden.
  • Licht: Diffuse Transmission verhindert Blendung am Monitor.

2. Bad – die Duschwand ohne „Aquarium-Effekt“

Statt klarem ESG, das alle Konturen zeigt, wird Aerogel-Glas zu einer blickdichten Duschwand, die dennoch Tageslicht ins Bad streut. Mit schaltbarer Schicht wird sie bei Bedarf transparent – ideal für kleine Bäder.

  • Hygiene: Glasoberflächen sind beständig gegen Reinigungsmittel; Aerogel bleibt hinter Folien eingeschlossen.
  • Wärmegefühl: Die Oberfläche wirkt weniger „kalt“ als Vollglas.

3. Fensterbank/Brüstung – Sitznische ohne Kälteschleier

Eine wärmedämmende Brüstung mit Aerogelkern vor Bestandsfenstern reduziert Kaltluftabfall. Mit integrierter LED-Hinterleuchtung entsteht abends ein sanft leuchtendes Möbel.

  • Optional: Schmale Konvektionsschlitze führen Luft entlang der warmen Glasfläche – beschlagarm bei hoher Luftfeuchte.

Planung & Sicherheit: Was vor der Bestellung zu klären ist

  • Lasten: 18–28 mm Paneele wiegen ca. 18–28 kg/m2. Unterkonstruktion und Beschläge entsprechend dimensionieren.
  • Feuchte: In Nasszonen nur Kanten mit PU/EPDM abdichten; Mindest-IP der Steuerung: IP65 in Spritzbereich.
  • Elektrik: 24 V SELV, Netzteil außerhalb der Nasszone. Steuerung via Matter/Thread oder potentialfreier Kontakt.
  • Brandschutz: Glas ist nicht brennbar; Aerogel in Verbundkonstruktion üblich B-s1,d0 – Nachweis des Herstellers abwarten.

Fallstudie: 58 m² Altbau, Berlin – zonieren ohne Vorhänge

  • Ausgangslage: Wohnküche (26 m²) mit Arbeitsplatz; Zugluftgefühl im Winter, Blendung am Nachmittag.
  • Maßnahme: 3,2 m × 2,3 m Aerogel-Glas-Raumteiler, PDLC schaltbar, 22 mm, obere Laufschiene + Bodenpunktlager, 24 V, Matter-Taster.
  • Ergebnis nach 1 Heizsaison:
    • Thermische Last tagsüber subjektiv um ~1–2 K geringer (U-Wert der Trennung 0,9 W/m²K).
    • Strombedarf PDLC im Klarzustand: ~3,5 W/m², Standby ~0,4 W/m².
    • Arbeitsplatzblendung eliminiert; Nachhallzeit im Bürobereich –0,1 s.

DIY oder Fachbetrieb? Realistische Umsetzung

Aufgrund Glasgewicht, Kantenbearbeitung und Elektrozulassung empfiehlt sich Fachmontage. Für geübte DIY-Fans sind modulare Systeme mit vorverkabelten Steckern erhältlich.

Material- und Werkzeugliste (für 2,0 × 2,2 m Raumteiler)

  1. 4 × Aerogel-Glaspaneel 1000 × 2200 × 22 mm (PDLC)
  2. Obere Laufschiene + Bodenlager, Dämpfer, Soft-Close
  3. 24 V Netzteil 150 W, Smart-Relais (Matter)
  4. Dichtprofile, Montagekleber MS-Polymer
  5. Glasheber, Saugheber, Drehmomentschlüssel

Schritt-für-Schritt

  1. Schiene exakt ausrichten (Laser), Untergrund mit Traglasteignung prüfen.
  2. Punktlager platzieren, Kantenprofile setzen, Fugen reservieren (3–6 mm).
  3. Paneele einsetzen, verkabeln, Funktionsprobe (Klar/Opal) durchführen.
  4. Fugen elastisch schließen, Schutzfolie erst nach 24 h entfernen.

Bauzeit: ca. 5–7 Stunden mit 2 Personen.

Pro und Contra auf einen Blick

Aspekt Pro Contra
Energie Guter U-Wert, kleinere Zonen heizbar Kein Ersatz für Außenfensterdämmung
Privatsphäre Sofort schaltbar, blendfrei PDLC benötigt Strom im Klarzustand
Design Leuchtende Kanten, homogener Look Keine perfekte Durchsicht im Opalmodus
Akustik Diffuse Dämpfung im Mittelton Tieffrequenzen bleiben dominant
Kosten Mehrfachnutzen in einem Bauteil Paneelpreise höher als ESG/Float

Gestaltung: Materialkombis, die funktionieren

  • Eiche natur + schwarze Schienen: Warm-kalt-Kontrast, skandinavisch.
  • Betonboden + Messingkanten: Edler Industrial-Look.
  • Backlight-LEDs (2700–3000 K): Aerogel wird zur leuchtenden Fläche – ideal für Flure.
  • Geätzte Muster: Dezente Linien strukturieren große Paneele.

Nachhaltigkeit und Gesundheit

  • Silika-Aerogel ist mineralisch und inert; keine Weichmacheremissionen aus dem Kern.
  • Serviceability: Steuergeräte und PDLC-Folien lassen sich in vielen Systemen tauschen.
  • Recycling: Verbundglas erfordert spezialisierte Betriebe – auf dem Typenschild dokumentieren.

Kostenübersicht (Richtwerte)

  • Paneele: 380–650 € pro m² (transluzent), 650–980 € pro m² (PDLC + Aerogel).
  • Beschläge/Schienen: 120–260 € pro Laufmeter.
  • Steuerung/Netzteil: 120–240 € pro Anlage.
  • Montage: 80–140 € pro m² je nach Region.

Tipp: Durch Anrechnung entfallender Vorhänge, Trockenbau, Lacke und Leuchten kann sich der Mehrpreis relativieren.

Integration ins Smart Home

  • Szenen: „Fokus“ (Opal + warmes Backlight), „Kinomodus“ (Opal + dimm), „Empfang“ (Klar).
  • Sensorik: CO₂-Trigger wechselt in „Fokus“, wenn Gäste da sind; Helligkeitssensor steuert Transparenz am Nachmittag.
  • Energie: Zeitprofile minimieren Klarphasen, um PDLC-Verbrauch zu senken.

Ausblick: Dünner, smarter, direkter

  • Vakuum-Aerogel verspricht noch niedrigere U-Werte bei 12–16 mm Stärke.
  • Adaptive Tönung via elektrochromer Schichten mit DC-PV-Direktbetrieb (Balkonkraftwerk).
  • Haptische Oberflächen – mikrostrukturierte Gläser, die Fingerabdrücke minimieren.

Fazit: Mehr Nutzen pro Quadratmeter

Wer Räume zonieren, entblenden und gleichzeitig Energie sparen will, findet in schaltbarem Aerogel-Glas ein fast konkurrenzloses Bauteil. Der Effekt ist sofort spürbar: ruhiger, heller, privater. Planen Sie früh die Statik, die 24-V-Verkabelung und die Smart-Home-Szenen – dann wird aus einer Wand ein multifunktionales Element mit echtem Mehrwert.

CTA: Erstellen Sie eine Skizze Ihrer Problemzone (Bad, Homeoffice, Flur), markieren Sie Laufwege und Lichtquellen und holen Sie zwei Angebote ein – einmal statisch transluzent, einmal schaltbar. Der Vergleich zeigt, wie viel Privacy und Effizienz in Ihrem Grundriss steckt.